Nina Mielcarczyk

THORBEN EGGERS
„Vorspiegelungen“, 2023

Für seine Einzelausstellung beschäftigt sich Eggers mit der Bedeutung digitaler Formen für das klassisch physische Handwerk der Öl-Malerei. Die Basis der Arbeiten bilden Fotografien seiner Umwelt, die er im digitalen Raum verfremdet. Die daraus gespeisten Bildwelten sind sowohl figürlich, wie auch abstrakt. In diese „malt“ er abstrakt animierte Simulationen von Gesten, die Eggers Befragung der ehemaligen Landschaften als Raum repräsentieren. So doppelt die Leinwand auch als Display und die konkaven, anderweltlichen Objekte können wie Swipes auf einem Bildschirm gesehen werden. Wie in einem digitalen Bühnenbild kann er also Perspektiven und Lichtquellen schaffen, die seine seltsamen Objekte in ihrem ungewöhnlichen und erhabenen Charakter inszenieren.

So vermittelt uns der Titel selbst: Vorspiegelungen, eine beinahe rätselhafte Stimmung. Das veraltete Wort bedeutet eigentlich: „Vortäuschen“, oder „Simulieren“. Also werden wir von Eggers hinters Licht geführt? Was wird hier gespielt? Sind Bilder nicht eher Fenster, als Spiegel? Was sich zunächst uneindeutig liest, liefert uns doch einige Anhaltspunkte dafür, wie wir die Gemälde für uns deuten können. Denn hier kommt die Übertragung des Digitalen in die Öl-Malerei hinzu. Schließlich zeigt Eggers keine Fotografien, keine digitalen Landschaften, sondern Gemälde. Die digitalen 3D-Landschaften überträgt der Künstler ins physische Öl,indem er seinen gewählten Bildausschnitt per Projektion auf eine Leinwand wirft und nachmalt. Dabei interessieren ihn insbesondere die Fehler der handwerklichen Arbeit, da er sie als wichtigen Einschreibe- oder Malprozess seiner selbst ins Bild bewertet („Ohne Fehler ist es nichts wert.“).Das persönliche Produkt eines einmaligen Exponats soll nicht verloren gehen.

Die Reihe Fjäll in Vorspiegelungen, zeigt den ganzen Verwandlungs- prozess auf anschauliche Weise. Die grundlegende, karge dänische Landschaft ist noch verschwommen im Hintergrund zu erkennen, während der Vordergrund des Bildes durch die abstrakte, ovale Form dominiert wird. Das Doppeln der gedisplayten Leinwand fördert eine Auflösung zwischen physischer und digitaler Welt zutage, die eine vermeintliche Singularisierung des Physischen durch digitale Fenster hinterfragt. Den ein Display ist sowohl Spiegel, wie auch Fenster. Insofern stellt Eggers inVorspiegelungen eine Frage nach der Stellung des heutzutage gemalten Gemälde, sowie nach der Antwort des Zeitgenössischen auf den Einbruch des Physischen.

Text: Fredi Thiele

Thorben Eggers, Vorspiegelungen, March 11 – May 6, 2023

Installation view: Thorben Eggers, „Vorspiegelungen“, Nina Mielcarczyk, Leipzig 2023
Thorben Eggers, „Fjäll_2“, 2023, Öl und Acryl auf Leinwand, 190 × 130 × 4 cm
Thorben Eggers, „Fjäll_6“, 2023, Öl und Acryl auf Leinwand, 50 × 40 × 4 cm
Installation view: Thorben Eggers, Vorspiegelungen“, 2023. Nina Mielcarczyk, Leipzig
Thorben Eggers, „Fjäll_1“, 2023, Öl und Acryl auf Leinwand, 140 × 250 × 4 cm
Thorben Eggers, „Fjäll_8“, 2023, Öl und Acryl auf Leinwand, 50 × 40 × 4 cm
Installation view: Thorben Eggers, „Vorspiegelungen“, Nina Mielcarczyk, Leipzig 2023
Thorben Eggers, „Fjäll_7“, 2023, Öl und Acryl auf Leinwand, 50 × 40 × 4 cm
Thorben Eggers, „Fjäll_4“, 2023, Öl und Acryl auf Leinwand, 95 × 70 × 4 cm
Installation view: Thorben Eggers, „Vorspiegelungen“, Nina Mielcarczyk, Leipzig 2023
Installation view: Thorben Eggers, „Vorspiegelungen“, Nina Mielcarczyk, Leipzig 2023
Thorben Eggers, „Fjäll_3“, 2023, Öl und Acryl auf Leinwand, 95 × 125 × 4 cm
Thorben Eggers, „Fjäll_5“, 2023, Öl und Acryl auf Leinwand, 55 × 100 × 4 cm
Installation view: Thorben Eggers, „Vorspiegelungen“, Nina Mielcarczyk, Leipzig 2023
Thorben Eggers, „Vorspiegelungen 2“, 2022, Öl und Acryl auf Leinwand, 100 × 80 × 4 cm
Thorben Eggers, „Vorspiegelungen 3“, 2022, Öl und Acryl auf Leinwand, 100 × 80 × 4 cm